Die Anfänge

Viele aus dem 1.Weltkrieg heimgekehrte Studenten hatten aufgrund der schrecklichen Kriegserlebnisse wenig Sinn für altstudentische Bräuche wie Kneipen oder Comment und wollten dem etwas Neues entgegensetzen. Es entstanden viele sogenannte neustudentische Bewegungen an den Hochschulen, die häufig den etablierten Korporationen den Nachwuchs entzogen.

Um dem entgegenzuwirken, beschloss die Unitas Münster eine Korporation aufzumachen, die die neustudentischen Ziele mit den bewährten unitarischen Prinzipien verbinden sollte. So gründeten auf einem Konvent am 17.07.1919 insgesamt 15 Studenten die Unitas Rolandia als damals sechsten Unitas-Verein in Münster. Die Rolandia wuchs in ihren ersten Semestern stark an und wurde schließlich im Mai 1920 auf der 58.Generalversammlung des UV in Göttingen in den Unitas-Verband aufgenommen. Die anfängliche Euphorie verflog allerdings sehr schnell wieder, denn als die Kriegsteilnehmer die Universität verließen, verlor die Korporation ihre Anziehungskraft.

Die jüngere Generation begeisterte sich mehr für ein altstudentisches Korporationsleben. Obwohl sich die Rolandia schon gewandelt hatte, galt sie doch weiter als neustudentisch. Trotz reger Keiltätigkeit blieb der Nachwuchs aus. So kam es, dass sich im Jahre 1926 die Aktivitas gezwungen sah, die Suspension zu beantragen.

Die Gründer der Unitas Rolandia im WS 1919/20

Die Gründer der Unitas Rolandia im WS 1919/20

Wiederbegründung

Während der GV 1929 in Freiburg beschlossen die Münsteraner Teilnehmer die Wiederbegründung der Rolandia. Am 19.01.1930 wurde sie mit Hilfe von 12 Unitariern aus den anderen aktiven Unitas-Vereinen in Münster vollzogen, allerdings als altstudentischer Verein. Dank dieser Tatsache und steigender Studen- tenzahlen florierte das Vereinsleben wieder. Im WS 1930/31 konnte ein Bootshaus an der Werse direkt an der Pleistermühle gepachtet werden. Die Konstante der Rolandia befand sich seinerzeit im "Deutschen Haus" an der Jüdefelder Straße.

Wie viele andere gesellschaftliche Institutionen auch wurden die Korporationen mit der Machtübernahme Hitlers nach und nach zur Selbstauflösung gezwungen und in den National- sozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB) überführt. Konnte sich die Rolandia, wie die anderen Unitas-Vereine auch, als einzige Korporationen vorerst diesem Zwang widersetzen und sogar das konfessionelle Prinzip beibehalten, wurde schließlich am 20.06.1938 auch dies durch Zwangsauflösung auf Befehl von SS-Chef Himmler beendet und das Vereinsvermögen (Bootshaus) beschlagnahmt. Trotz Verbots trafen sich aber auch während des Krieges vereinzelt Unitarier in Münster zu wissenschaftlichen Sitzungen oder Eucharistiefeiern.

Die Aktivitas der Unitas Rolandia im WS 1934/35

Die Aktivitas der Unitas Rolandia im WS 1934/35

Neuanfang 1945

Der enge Kontakt untereinander vor allem auch während des Krieges machte eine schnelle Wiederaufnahme der unitarischen Arbeit möglich. Bereits am 03.02.1946 begann die Altherrenschaft nach Gottesdienst und Morgensitzung mit der Planung der Wiederbegründung der Unitas in Münster. Da alle Korporationen alten Stils von der englischen Besatzungsmacht verboten wurden, schlossen sich die Unitarier unter dem Namen „wissenschaftliche-katholische Studentenvereinigung UNIO“ zusammen, weil selbst der Name Unitas verboten war. Gleichzeitig ging von Münster auch der Wiederaufbau des Unitas-Verbandes aus. Der Rolande Hermann Petrus Künne leitete als VOP die ersten Nachkriegstreffen auf Verbandsebene im Provinzialat der deutschen Dominikaner in Walberberg.

Die UNIO in Münster wuchs sehr schnell an und teilte sich im SS 1947 in eine UNIO Winfridia und eine UNIO Rolandia, aus denen in den folgenden Semestern vor allem auf Wunsch der Alten Herren, Wochenende bei den Benediktinern in Gerleve 1951 die "ihren Verein" wiederhaben wollten, nach und nach alle 6 alten Unitas-Vereine hervorgingen. So wurde am 28.06.1948 auch wieder die Unitas Burgundia aus der Rolandia heraus rekonstituiert.

Trotz großer Zerstörungen in Münster (85% der Universitätsgebäude lagen in Schutt und Asche) und größter Skepsis den Korporationen gegenüber erlebten diese in den 50er Jahren einen enormen Aufschwung, auch und gerade die Rolandia, die auch bald wieder ein Bootshaus erwerben konnte. Wie viele andere Korporationen auch (vor allem die unitarischen) engagierte sie sich sehr in der Hochschulpolitik und stellte 1956 mit Werner Osypka den Vorsitzenden des ASTA der Universität Münster.

Vor allem das Jahr 1957 brachte einige Neuerungen. Die Zeitschrift "Der Rolande" wurde ebenso geboren wie ein "Damenflor", was wiederum unseren Bbr. Heinrich Lowinski dazu veranlasste, unsere bis heute gültige Farbenstrophe zu dichten. Im SS 1958 bestand die Aktivitas wieder aus 42 Bundesbrüdern.

Wochenende bei den Benediktinern in Gerleve 1951

Wochenende bei den Benediktinern in Gerleve 1951

Die 60er Jahre und der Bau des Donders-Heims

1961 kam erstmals eine ernsthafte Diskussion über den Bau eines eigenen Hauses als Zentrum des Vereins auf. Viele Rolanden wohnten zu dieser Zeit im "Deutschen Studentenwohnheim" am Breul, ein eigenes Haus konnte es aber nicht ersetzen. Folgerichtig gründete sich am 21.11.1962 der Hausbauverein "Studentenwohnheim Rolandia e.V. Münster", dem bald auch die Unitas Burgundia mit ihrem Kapital beitrat.

Nach den glanzvollen 50er Jahren machte sich Mitte der 60er Jahre jedoch, wie in vielen anderen Bereichen der Gesellschaft auch, eine gewisse Lethargie unter den Aktiven breit, die den Bestand der Rolandia bald ernsthaft gefährden sollte. Viele alte Traditionen, wie z.B. die Unterscheidung zwischen Burschen und Füxen oder das Chargieren und Feiern von Kneipen, wurden als nicht mehr zeitgemäß ablehnt und eine "neue Form" gefordert. Die Zahl der Aktiven sank rapide. Nachdem im WS 1965/66 nur mit viel Mühe überhaupt ein Seniorat gebildet werden konnte, ging es in den folgenden Semestern dank einiger besonders engagierter Bundesbrüder aber wieder aufwärts, so dass die Rolandia im SS 1969 unter Senior Dietmar Strauch wieder gestärkt ihr 50.Stiftungsfest feiern konnte.

Bereits ein Jahr zuvor hatte sich der Hausbauverein in "Donders-Heim e.V." umbenannt. Im Jahr 1970 konnte endlich ein passendes Grundstück an der Gasselstiege erworben und mit der Grundsteinlegung des Dondersheims begonnen werden. Bereits ein Jahr später zogen die ersten Aktiven der Rolandia und Winfridia in das neue Heim ein. Im März 1972 trat folgerichtig auch die Winfridia dem Donders-Heim e.V. bei. Die offizielle Einweihung des neuen Hauses durch Bbr. Bischof Heinrich Tenhumberg erfolgte am 25.06.1972. Die Burgundia, die große finanzielle Mittel zum Bau beigesteuert hatte, besaß zu diesem Zeitpunkt keine eigene Aktivitas mehr.

Stiftungsfest 1964 unter Senior Dieter Fuchs

Stiftungsfest 1964 unter Senior Dieter Fuchs

Die 70er, 80er und 90er Jahre

Mit dem Bau des Donders-Heims verlagerte sich das Vereinsleben Mitte der 70er Jahre zwangsläufig von der Stadtmitte an die Gasselstiege. Die meisten Veranstaltungen des Vereins fanden nun hier statt. Die Zahl der aktiven Bundesbrü- der stabilisierte sich, auch und vor allem dank der 27 Studentenzimmer auf dem Haus. Die weiteren Jahre verliefen ruhig. Erst das Jahr 1984 brachte wieder wichtige Ereignisse für die Geschichte der Rolandia: In Osnabrück konnte dank intensiver Hilfe der Rolandia und Winfridia die Aktivitas der Sugambria, die 1899 in Münster gegründet wurde und 1970 suspendieren musste, reaktiviert und auf der Generalversammlung des Unitas-Verbandes 1984, die aus Anlass des 65.Stiftungsfestes der Rolandia in Münster stattfand, in den UV aufgenommen werden. Außerdem wurde das Donders-Heim um einen Anbau mit weiteren 15 Zimmern erweitert.

Ende der 80er Jahre wechselten einige Rolanden und Winfriden nach Hamburg und reaktivierten dort 1990 die seit vielen Jahren suspendierte Unitas Tuisconia, die bis heute in Hamburg aktiv ist. Nur von kurzem Erfolg waren dagegen die Bemühungen einer weiteren Gruppe von Rolanden, die im gleichen Jahr die Unitas Burgundia in Münster wiederbegründet hatten. Ende der 90er Jahre musste sie leider wieder suspendieren.

Da die Wiederbegründung der Unitas Burgundia auf Dauer nicht erfolgreich war, entschieden sich die Altherrenvereine von Rolandia und Burgundia zu fusionieren. Seit dem Jahr 2001 bilden sie gemeinsam den AHV Unitas Rolandia-Burgundia.

Die Aktivitas der Rolandia im SS 1989

Die Aktivitas der Rolandia im SS 1989

Die Gegenwart

Trotz mancher Schwierigkeiten hat sich die Unitas Rolandia immer behaupten können und wird es auch weiterhin tun. Derzeit besteht sie aus ca. 20 Aktiven und nach Fusion mit dem Altherrenverein der Unitas Burgundia aus ca. 155 Alten Herren, wobei das Verhältnis zwischen Aktivitas und Altherrenverein traditionell hervorragend ist.

Kennzeichnend für die Rolandia ist heute weniger ein strenges Festhalten an einem Comment, als vielmehr ein ständiges Bemühen um die Vertiefung der Freundschaften untereinander auch und gerade über die Zeit des Studiums und der Generationen hinaus. Nichts desto trotz fühlen wir uns als traditionelle studentische Korporation, die auch heute noch gerne studentische Traditionen vom Chargieren über das Zipfeltauschen bis zum Feiern von Kneipen und Kommersen pflegt.

Die Aktivitas der Rolandia im Jahr 2001

Die Aktivitas der Rolandia im Jahr 2001

Vivat, crescat, floreat Unitas Rolandia ad multos annos!